Heizen mit Holz?

Der Wald – unser Verbündeter in Sachen Klimaschutz!

Am Kammweg auf dem Deister: Ein starker Borkenkäferbefall zwang hier am Gaußschen Punkt zum Kahlschlag.  

Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald speichert Kohlenstoff und hilft, die Erderwärmung zu stoppen. Doch der Wald ist sensibel und der relativ plötzliche Klimawandel macht ihm Stress. Statt CO2 zu binden, ist er in Deutschland in den letzten Jahren zu einer CO2-Quelle geworden. Es ist an uns, dies wieder ins Lot zu bringen.

Es gibt ein paar simple Tipps, wie wir den Wald entlasten und damit unseren Verbündeten in Sachen Klimaschutz schützen können. Frieren brauchen wir deshalb nicht.

So geht’s klimafreundlich!

1. Wärmepumpe statt Holz?

Es sind Formen der Wärmegewinnung vorzuziehen, die ohne Holz auskommen (wie z.B. die Wärmepumpen).

 

2. Weniger ist mehr.

Wenn du schon Holz verheizt, dann bitte sparsam! Gut gedämmte Häuser und effiziente Öfen helfen dabei, Brennholz in Maßen zu nutzen.

3. Regional geht vor!

Wähle Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft – idealerweise aus der Nähe, damit wir auch den Transportaufwand minimieren.


4. Finger weg von Holz unbekannter Herkunft!

Bei importiertem Holz, Holzpellets oder Holz aus dem Baumarkt ist das Risiko groß, dass das Holz illegal, oder entgegen allen Belangen der Nachhaltigkeit geerntet wurde. Halte Ausschau nach regionalem Holz.

 5.  Altholz, die 2. Chance.

 

Das Heizen mit Altholz, wie ausgediente Reste vom Dachstuhl, Fachwerk, Paletten oder Möbeln, ist klimaneutral. Besser geht es fast nicht. Das nennen wir Kaskadennutzung!

 

6.  Altholz: Nur das Unbehandelte zählt.

Es darf allerdings nicht behandelt, geleimt oder lackiert sein – nur so wird es sicher und sauber verheizt.

 

 

 

 

Folie: Bernd Gallas


Ein Plenterwald, wie hier im Stadtforst Springe, aus Bäumen in unterschiedlichen Altersstufen und Größen, zeichnet sich durch große Vielfalt und Nachhaltigkeit aus.

7.  Holz aus dem Garten?

 

Warum nicht! Garten- und Landschaftspflegeholz ist eine großartige, klimafreundliche Möglichkeit, um deinen Ofen zu füttern.

8.  Trocknen, trocknen, trocknen!

Frisch gefällt ist es zu feucht. Achte darauf, dass dein Holz gespaltet mindestens zwei Jahre gut gelagert wurde und maximal 20%, besser nur 15% Feuchtigkeit hat.

 

Folie: Bernd Gallas

Folien: Bernd Gallas


9.  Nicht zu große Stücke, bitte!

Ein Ofen ist kein Lagerraum. Zu große Holzstücke machen das Heizen unnötig ineffizient. Der Scheitumfang sollte max. 30 cm betragen.

 

10. Wie anzünden?

Von oben nach unten! Diese Technik sorgt für eine saubere, effiziente Verbrennung – größere Scheite unten, kleines Anmachholz oben

11. Grenzwerte helfen!

Die Bezirksschornsteinfegerin prüft Deinen Ofen und sorgen dafür, dass alle Schadstoffgrenzwerte eingehalten werden.

12. Sauerstoff!

Damit das Feuer sauber brennt, braucht es genügend Sauerstoff – Luftzufuhr nicht einschränken! Das Feuer niemals ersticken.

Bezirksschornsteinfegerin R. Warschburger

 

 



13. Filter = weniger Feinstaub!

Viele Öfen haben inzwischen Filter oder Abscheider, die den Feinstaub binden können. Zum Nachrüsten: Fachleute (Ofenbauer, Schornsteinfegerin) ansprechen!

Link zum Ofenführerschein / speziell auch Grundofenführerschein: www.ofenakademie.de/product/der-ofenfuehrerschein-selbstlernkurs/

 


Hintergründe:

Im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) wird das Klimaziel für Deutschland geregelt: Die Treibhausgasemission soll bis 2045 Netto-Null betragen. Netto-Null bedeutet, dass der gesamte Ausstoß der von Menschen verursachten Treibhausgase durch eine künstliche (Verpressung von CO2 in Erdspeichern) oder biologische Reduktion (Wald) wieder aus der Atmosphäre entfernt werden muss. Alle Sektoren müssen dafür ihren Beitrag leisten. Mit einem CO2-Anteil an der Gesamtemission von 30 %Prozent stellen die zu beheizenden Gebäude nicht den größten, aber schwierigsten Sektor dar. Unsere Wohnungen und Häuser müssen wir bis 2045 also ohne klimaschädliche Abgase warm bekommen.

Da stellt sich die Frage:

  • Welche Rolle spielen dabei das Holz und der Wald?
  • Kann der Wald in seiner neuen Rolle als CO2-Senke genügend des schädlichen Kohlendioxids aufnehmen, sodass Deutschland bis 2045 sein Klimaziel erreicht?
  • Wie können wir dazu beitragen?

Durch die Fähigkeit der Kohlenstoffspeicherung spielt der Wald auf dieser Erde eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann nicht
nur Kohlenstoff speichern, sondern auch Holz liefern. Werden jedoch die Belange der Nachhaltigkeit missachtet, ist die für den Klimaschutz elementar wichtige Speicherfunktion gefährdet.

Der Klimawandel beeinträchtigt die Speicherfunktion zusätzlich. Das könnte dazu beigetragen haben, dass in den letzten 5 Jahren die Wälder in Deutschland zur CO2-Quelle wurden, also zu einem Treiber der Erderwärmung. Diesem Verlust ist durch besondere Beachtung der nachhaltigen Nutzung entgegenzuwirken.

 

Schon heute ist Brennholz knapp. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es in Zukunft noch knapper wird.


Da ist ein dickes Brett zu bohren. Immerhin heizen wir schon seit ewigen Zeiten mit Holz aus dem Wald. Seit zahllosen Generationen genießen wir die Wärme, das Flackern und das Knacken und Knistern des Feuers. Kein Wunder, dass wir das kontrollierte Feuer im Ofen oder am Lagerfeuer bis heute mit Gemütlichkeit verbinden.

Warum sollte das nun plötzlich falsch und gesundheitsschädlich sein ? Vor diesem kulturhistorischen Hintergrund fällt es besonders schwer, korrekt auf die neuen Anforderungen bei der Holzverbrennung zu reagieren.

 

 

 

      Gemeint ist zum einen:

  • die Immission von stark gesundheitsgefährdendem Feinstaub und von polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) zu unterbinden.
  • Zum anderen brauchen wir bei der Holzverbrennung mindestens eine Nullbilanz von klimaschädlichem CO2. Das geht aber nur, wenn das Verbrennen von Holz als klimaneutral in die CO2-Bilanz eingeht. So wurde es bisher gemacht und genau das wird zur Zeit stark angezweifelt.

In der Bundeswaldinventur (im Jahr 2024) wurde festgestellt, dass in den vergangenen beiden Jahren der deutsche Wald große Mengen Kohlendioxid (41 Millionen Tonnen)  freigesetzt hat. Wie kann das sein? Bisher hat der Wald CO2 aufgenommen, jetzt emitiert er mehr, als er durch Photosynthese binden kann. Das liegt an den höheren Temperaturen, an Dürre und Schädlingen wie der Borkenkäfer. Was uns früher half beim Klimaschutz, verkehrt sich in sein Gegenteil. Hat der Wald in Deutschland seine Depoteigenschaften verloren?. Wird also der Wald fortan den Ausstoß klimaschädlicher Gase sogar noch verstärken?

Schon im Mittelalter nahm die Nutzung des Waldes zum Heizen, Bauen und für viele andere energiezehrende Prozesse so weit zu, dass es zum Raubbau kam Der deutsche Wald war damals in seiner Existenz stark bedroht.. Ein Umdenken war für die Menschen überlebenswichtig. Das gelang ihnen, weil sich neue Regeln der Waldnutzung durchsetzten.

 

Gerettet wurde der Wald am Ende allerdings durch die Entdeckung der Kohle (Bild rechts: Kohle im Deister). Später kamen Öl, Gas und … ein neues, nun sehr akutes Problem dazu: der Klimawandel. Mittlerweile ist der Klimawandel zu einer existenziellen Bedrohung für die Zivilisation auf der ganzen Welt geworden. Das erfordert ein erneutes Umdenken, auch beim Heizen mit Holz.

Ein Buchenwirtschaftswald, die Buchen fast im gleichen Alter, ohne Naturverjüngung, wenig Totholz  und folglich wenig Vielfalt.

Zwei Fragen stehen im Vordergrund:

Ist das Heizen mit Holz aus dem Wald klimaneutral, wie es bisher vertreten wurde? Und welche Mengen an Brennholz können dem Wald überhaupt entnommen werden? Bedenklich stimmen Projekte in Hannover, Hamburg, Berlin und Wilhelmshaven, wo große Heizwerke auf Holz umgestellt werden sollen. Bisher wurden dort Gas, Öl oder Kohle verheizt. Wo sollen die riesigen Mengen an Brennholz überhaupt herkommen? Auch in Springe wird ein Holzwärmewerk betrieben. Ist dieses Wärmewerk am Deister klimafreundlich? Springe lässt sich nicht mit Hannover vergleichen und ist umgeben von produktiven Wäldern, die großenteils relativ nachhaltig bewirtschaftet werden. Es lohnt sich also, da genauer hinzuschauen.  

Wie können wir der Feinstaub- und PAK-Emission entgegenwirken? Die gesundheitlichen Belastungen sind unumstritten und ernst zu nehmen. Durch Feinstaub allein aus der Holzverbrennung sollen um ein Vielfaches mehr Menschen ums Leben kommen als durch den Verkehr auf den Straßen. Gibt es für unseren Holzofen im Wohnzimmer geeignete Filter oder Katalysatoren, die dieses Problem ausreichend lindern und am Ende auch von den Bezirksschornsteinfeger:innen abgenommen werden?  Sind diese Verfahren bezahlbar?

 


All diese Themen sind relativ neu, die Problematik sehr komplex und dynamisch, und die Lösungen sind vielen nicht bekannt. Der großen Verunsicherung wollen wir mit den geladenen Expert:innen entgegenwirken und klären, ob und wie mit Holz richtig, also klimaschonend und gesetzeskonform geheizt werden kann.

Brennolz stellt keine Alternative zur Wärmepumpe dar. Doch nicht überall ist der Einbau einer Wärmepumpe bezahlbar, zweckmäßig oder möglich. Solche Einzelfälle gibt es, wenn auch längst nicht in dem Ausmaß wie kolportiert. Brennholz aus dem Wald sollte nur dann zum Heizen verwendet werden, wenn sich andere klimaschonendere Heizmethoden nicht verwirklichen lassen. Denn Holz insgesamt ist kostbar und in Deutschland knapp. Wir dürfen es keinesfalls leichtfertig verheizen. In unserer Veranstaltung möchten wir dazu eine gut begründete Orientierung geben.  


„Heizen mit Holz? 

Was spricht dafür, was dagegen und wie mach ich’s richtig?“

Wann? Do. den 23.1.2025 um 19:00 bis 21:00

Wo? Gemeindezentrum der St. Petruskirchegemeinde, Ecke: Joh.-Hein.-Schröder Str. 25/27 Kurzer Ging

vlnr: Elke Thielmann-Dittert, Bernd Gallas, Boris Schwitalski, Paul Simons,

Ronja Warschburger, Sven-Lothar Zeitsmann